KI-Skepsis trifft starke Unternehmensgewinne
Auch wenn der befürchtete Schreck bei den Nvidia-Zahlen ausgeblieben ist, kommen die Aktienmärkte nicht so richtig zur Ruhe und zeigen sich derzeit von ihrer nervösen Seite: Erstmals seit Mai fiel der DAX unter die Marke von 23.000 Punkten. Auch der S&P 500 musste Rücksetzer hinnehmen – beide mit dem stärksten Kursrückgang seit April.
Auslöser für diese starken Kursrückgänge ist eine Kombination mehrerer Faktoren: die Diskussion um eine mögliche KI-Blase, ein Rückgang der Marktliquidität sowie der parallele Kursverfall beim Bitcoin. Letzterer wirkt wie ein Gradmesser für die Risikobereitschaft institutioneller Investoren und verstärkt mit seinen Kursverlusten die Nervosität noch zusätzlich.
Analysten haben zuletzt vor allem das KI-Narrativ kritisch hinterfragt. Selbst die starken Quartalszahlen von Nvidia mit Umsatz- und Gewinnzuwächsen von über 60 % konnten die Zweifel einiger Marktteilnehmer an der Nachhaltigkeit dieses Booms nicht zerstreuen. Es gibt auch Hinweise auf steigende Lagerbestände und Kundenforderungen. Die würden Befürchtungen zusätzliche Nahrung verleihen, dass die aktuelle KI-Story vielleicht doch eine spekulative Übertreibung ist.
Bei aller KI-Skepsis im Markt ergeben die Fundamentaldaten derzeit jedoch ein anderes Bild. Die Nettogewinnmargen im S&P 500 erreichen aktuell mehr als 12 % – das ist der höchste Wert seit über 15 Jahren. Gleichzeitig liegt das Umsatzwachstum bei 7,5 % und damit auf dem höchsten Stand der letzten drei Jahre. Auch die jüngste Berichtssaison spricht eine klare Sprache: Über 80 % (!) der US-Unternehmen haben die Erwartungen übertroffen, mit einem durchschnittlichen Gewinnplus von über 10 %. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass diese positiven Daten nicht nur von Tech-Giganten getragen werden – auch andere Branchen zeigen zweistellige Zuwächse.
Der Markt befindet sich in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite stehen volatile Ausschläge, getrieben durch Unsicherheit, Zinserwartungen und KI-Zweifel. Auf der anderen Seite hingegen solide Unternehmensgewinne, starke Umsätze und eine breite Gewinnbasis in der US-Berichtssaison. Wir blicken daher optimistisch nach vorne: Ja, die kurzfristige Nervosität ist real. Unter dieser Oberfläche stehen die Börsen jedoch auf einem robusten fundamentalen Fundament. Das spricht für Stabilität – auch wenn es weiter kurzfristige Schwankungen geben wird.