Die Straße von Hormus als Nadelöhr der Weltwirtschaft
Etwa ein Fünftel des weltweit gehandelten Erdöls sowie große Mengen Flüssiggas werden täglich durch die Straße von Hormus transportiert. Die nur rund 55 Kilometer breite Meerenge ist daher als Seeweg ein Engpass für die Weltwirtschaft – und ein enorm wichtiger. Für Staaten wie den Irak, der kaum alternative Exportwege besitzt, ist die Passage durch den Persischen Golf sogar alternativlos.
Die geopolitische Unsicherheit rund um den Iran, nach dem Eingreifen der USA, hat die Lage am strategischen Transport-Nadelöhr nun weiter verschärft. Teheran hat in der Vergangenheit wiederholt signalisiert, dass es im Konfliktfall den Schiffsverkehr in der Straße von Hormus blockieren könnte, um Druck auszuüben. Eine solche Blockade hätte weitreichende Konsequenzen: Die globale Energieversorgung wäre schlagartig gestört, die Rohstoffpreise würden vermutlich drastisch steigen, die Finanzmärkte würden unter Druck geraten und Inflationsrisiken weltweit zunehmen.
Darüber hinaus zeigt die Abhängigkeit so vieler Volkswirtschaften von dieser Route strukturelle Probleme des globalen Energiesystems auf. Diversifizierungsbemühungen, wie etwa der Ausbau von Pipelines, strategischen Reserven oder alternativen Lieferketten, konnten diese Risiken bislang nur begrenzt mindern.
Bisher war die Straße von Hormus noch nie dauerhaft geschlossen, weshalb auch keine Erfahrungswerte mit dem Verhalten der Märkte in der Vergangenheit vorliegen. Eines ist jedoch klar: Die Straße von Hormus bleibt ein systemisches Risiko. Ihre strategische Bedeutung erfordert nicht nur regionale Stabilität, sondern auch globale Abstimmungen, um eskalierende Szenarien präventiv einzudämmen. Kurzfristig sind die Märkte jedenfalls stark abhängig von viel diplomatischem Geschick.